DGÄ

Die Kunst der zweiten Natur

Exzellenzcluster "Normative Orders", Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend, Clustergebäude, EG 01

01.07.2016 bis 02.07.2016

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Der Begriff der „zweiten Natur“ hat in der praktischen Philosophie der vergangenen Jahre eine bemerkenswerte Aufmerksamkeit erfahren. Im Anschluss an McDowells „Mind and World“ stand dabei bislang vor allem ein neo-aristotelisches Verständnis im Vordergrund.

Diesem Verständnis entsprechend hat der Begriff der zweiten Natur allein eine therapeutische Funktion und soll helfen, einen Dualismus von Geist und Natur zu vermeiden. Die Tagung will vor diesem Hintergrund die Diskussion um genuin moderne Konzeptionen erweitern, die das konstruktive und kritische Potential des Begriffs der »zweiten Natur« entfalten.


Die Tagung schließt damit an die Neubestimmung an, die der Begriff der zweiten Natur um 1800 erfahren hat und durch die er ästhetisch, dialektisch und objektiv gewendet wurde: Zweite Natur ist, nach ihrem modernen Verständnis, keine Frage bloßer Gewöhnung, sondern Produkt eines wesentlich schöpferischen und expressiven Prozesses; sie bezeichnet nicht den unzweideutigen und glücklichen Endzustand einer wiedergewonnenen Natürlichkeit, sondern ist durch eine unauflösliche dialektische Spannung von Freiheit und Natur gekennzeichnet; und sie bezieht sich nicht nur auf erworbene subjektive Dispositionen, sondern umfasst wesentlich auch die Gegenstände und Körperschaften einer sozial geteilten Welt. Zweite Natur wird somit als eine „Kunst“ verstanden: als eine ästhetische Praxis, als eine komplexe dialektische Übung und als eine soziale Form der Vergegenständlichung.


Die Tagung wird diese »Kunst der zweiten Natur« in ihren verschiedenen Fassungen – von Kant und Hegel über Freud, Heidegger und Dewey bis hin zu Merleau-Ponty, Adorno und Blumenberg – zur Diskussion stellen.