DGÄ

Kracauer Lectures in Film and Media Theory

Wintersemester 2015/16

Goethe-Universität Frankfurt, Campus Westend, Casino, Raum 1811 bzw. 1801

03.11.2015

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FlyerWinter2015-2016KracauerLectures3_2015-10-30_16-16-16

Mit ihrem Titel würdigt die Reihe „Kracauer Lectures in Film and Media Theory“ den gebürtigen Frankfurter Philosophen, Soziologen, Schriftsteller und Film- und Medientheoretiker Siegfried Kracauer (1889-1966), einen der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts im Feld der Film- und Medientheorie. Zugleich verweist der Reihentitel auf die Rolle Frankfurts und seiner Universität als Gründungsorte der kritischen Reflexion des Films und der technischen Medien im 20. Jahrhundert.

Die Reihe setzt sich zum Ziel, avancierte aktuelle Positionen der Film- und Medientheorie und der Medienphilosophie sowie der Medienreflexion in der Kunst- und Kulturwissenschaft und der philosophischen Ästhetik zur Darstellung zu bringen und damit einen Beitrag zur Erweiterung und Entwicklung des Feldes der Film- und Medienwissenschaft zu leisten, der am schnellsten wachsenden geisteswissenschaftlichen Disziplin in Deutschland.

Die Vorträge werden als podcast auf www.kracauer-lectures.de zur Verfügung gestellt.

Dienstag 03.11.2015, 18 Uhr

Carolyn Birdsall (University of Amsterdam)

 

Für den künftigen Zugriff: Das klangliche Erbe im medienarchivarischen Vergleich

Die neusten Entwicklungen im Bereich der digitalen Medienkultur haben zu einer verstärkten theoretischen Auseinandersetzung mit Fragen der Indexikalität, der Datenspeicherung und der Dynamik von Erinnerung und Gedächtnis geführt. Zugleich führt „Archiveffekt“ (Baron 2014), der mit der Proliferation digitaler Datenbanken und Repositorien zusammenhängt, zu neuen Erfahrungen mit der Zirkulation von Filmen und Videos und damit verbunden zu einer Krise der Diskurshoheit von Archiven und einem Wandel der Praktiken der Geschichtsschreibung. Dieser Beitrag antwortet auf diese Herausforderung, in dem er die aktuellen Überlegungen zu AV-Medienarchiven in den Horizont einer umfassenderen, vergleichenden Geschichte der Praxis von Medienarchiven einbettet. Namentlich fokussiert und theoretisiert der Beitrag die Überschneidungen von Text-, Bild- und Klang­archiven. Wie und warum bildeten Klangarchive ein ideales Modell für die Erhaltung von Sammlungsbeständen zum frühen Kino? Inwiefern erwiesen sich kontingente Sammlungsbestände als konstitutiv für die Theoriebildung im Feld der Medienästhetik und für die Herausbildung von Wissensordnungen? Welche Rolle spielte die Materialität von Medien bei der Zusammenstellung von Sammlungsbeständen und bei der Legitimierung von Archiven als historischer Dokumentarform sowie im Diskurs über das kulturelle Erbe? Ausgehend von neuen Forschungsergebnissen zu Klangarchiven und Rundfunk in Deutschland werde ich in dem Beitrag eine Reihe von Wegmarken für eine vergleichende Mediengeschichte der Archivpraxis benennen: Vom „archival turn“ um 1900 über die intermedialen Impulse der 1920er Jahre und die Archivpolitik der Nationalsozialisten zu den „zerbrochenen“ Archiven der Nachkriegszeit.

Carolyn Birdsall ist Assistant Professor und MA Program Director im Department of Media Studies an der Universität Amsterdam. Zu ihren Publikationen zählen insbesondere die Monographie Nazi Soundscapes: Sound, Technology and Urban Space in Germany, 1933–1945 (2012) sowie die beiden Anthologien Sonic Mediations: Body, Sound, Technology (2008) und Inside Knowledge: (Un)doing Ways of Knowing in the Humanities (2009).

 

Casino, Raum 1811

Campus Westend, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Dienstag 26.01.2016, 18 Uhr

Richard Dyer (King’s College, London)

 

Von der Widerstandskraft der Textanalyse

Die Analyse von filmischen Texten, d. h. die vertiefte Auseinandersetzung mit einzelnen Filmen, ist eine der ältesten Methoden der Filmwissenschaft, aber auch eine ihrer umstrittensten. Filmtheoretische Ansätze haben den Wert der Textanalyse ebenso in Zweifel gezogen wie Zugänge, die auf den Kontext, die Produktionsgeschichte und die Rezeption von Filmen fokussieren. Gleichwohl wird Filmanalyse als Textanalyse weiterhin hartnäckig betrieben: Bei der Verwendung einzelner Beispiele in wissenschaftlichen Publikationen, in der Lehre, in der Filmkritik, und natürlich auch im Alltagsgespräch. Welche Argumente tragen die Kritiker der Filmanalyse vor, und wie gut begründet sind ihre Einwände? Warum ist die Filmanalyse nicht klein zu kriegen? Soll sie weiterhin praktiziert werden, und wenn ja, in welcher Form? Solchen Fragen geht dieser Beitrag ausgehend von ausgewählten Filmbeispielen (insbesondere Rocco e i suoi fratelli, 1960, und Trouble Man, 1972). Zugleich aber stellt der Vortrag die Textanalyse von Filmen in einen größeren Zusammenhang und fragt nach der Rolle der Textanalyse in den Geisteswissenschaften und in der Produktion von Wissen überhaupt.

Richard Dyer ist Professor Emeritus am King’s College London und Professorial ­Fellow an der St. Andrews University. Zu seinen bekanntesten Publikationen zählen Stars, Heavenly Bodies, Now You See It: Historical Studies in Lesbian and Gay Film, White, The Culture of Queers, Only Entertainment, The Matter of Images, Pastiche, Nino Rota: Music, Film and Feeling, In the Space of a Song und Lethal Repetition: Serial Killing in European Cinema.

 

Casino, Raum 1801

Campus Westend, Goethe-Universität Frankfurt am Main