DGÄ

Widerstreitende Erfahrungen. Spielarten ästhetischer Bildungsprozesse

Wien, Depot, Breite Gasse 3

06.04.2017 bis 08.04.2017

Wien_Tagung_Plakat

 

Ästhetische Bildung wird heute zumeist als Erweiterung des perzeptiven, emotionalen und kognitiven Erfahrungsspektrums verstanden. In einem ästhetischen Sinne gebildet zu werden, bedeutet demnach, mehr, bewusster und anders wahrzunehmen, zu fühlen und zu denken als da s in alltäglichen, normalisierten Weisen des Erfahrens der Fall ist. Im Kontext rezenter Theoriebildung sind es insbesondere ästhetische Erfahrungen, denen zugetraut wird, unsere eingespielten Erfahrungsmuster zu hinterfragen. Auf diese Weise können sie Bildungsprozessen auslösen.


Was ästhetischen Situationen gemeinsam ist, wäre demnach, dass sie eine bestimmte Weise des Erfahrens initiieren. Worin genau aber, phänomenologisch gesprochen, die ästhetische Qualität im Erfahren besteht und wie sie sich von anderen Erfahrungsweisen unterscheidet, bleibt häufig unklar. Zumeist beschränken sich die Beschreibungen auf lapidare Charakterisierungen: Die Rede ist dann von dem bewussten Erfahren von etwas als etwas, das sich durch eine entnormalisierte Wahrnehmung und eine gesteigerte Aufmerksamkeit auszeichnet, oder von dem genießenden Erfahren eines als schön empfundenen Objekts, das nicht primär nutzenorientiert ist und dadurch eine besondere Freiheit verheißt.


Im Rahmen der Tagung wird die Frage diskutiert, inwieweit ästhetische Erfahrungsweisen – samt ihrer Praktiken, den Institutionen, in denen diese initiiert werden, und der Zeit, in der sie sich vollziehen – einander ähnlich sind, ob sie Gemeinsamkeiten aufweisen und wenn ja, wie diese formuliert werden können. Die Beiträge kreisen mithin um die Heterogenität ästhetischer Erfahrungsweisen sowie der an diese gebundenen Praktiken und widmen sich dem Ziel, besser zu verstehen, welche Chancen und welche Probleme spezifisch mit diesen verbundenen Bildungsprozesse sich eröffnen können.

Benötigt eine angemessene Theorie der ästhetischen Bildung nicht ein ausdrückliches Bewusstsein von der Heterogenität und Differenz ästhetischer Praktiken? Und wäre es dann nicht ratsam, den Singular in der Rede von ästhetischer Bildung hinter sich zu lassen?