Zur Kritik algorithmischer Rationalität
Workshop der Arbeitsgruppe Medienphilosophie der Gesellschaft für Medienwissenschaft
ZHdK, Pfingstweidstrasse 96, 8005 Zürich, Konferenzraum 5.K03
02.05.2019 bis 03.05.2019
Gilt es in der Medienphilosophie „die Fundamente tiefer zu legen“ (Lorenz Engell), setzt die Kritik algorithmischer Rationalität nicht erst bei den Effekten der Digitalisierung in der Entwicklung neuer ökonomischer Strategien, Formen sozialer Interaktion und Kriegsführung, der politischen Propaganda und Datenanalyse an, sondern bei der philosophischen Frage nach dem Denken der Technik als digitaler Technologie und des durch sie bestimmten Weltverhältnisses.
Die Durchdringung aller Lebensbereiche durch digitale Technologien lässt sich dann als Programm einer algorithmischen Rationalisierung verstehen, deren Kern in der Applikation entscheidungslogischer, auf Berechenbarkeit ausgerichteter Verfahren besteht, die im Grunde eine Universalisierung des mathematischen oder algorithmischen Denkens impliziert. Die Frage der Kritisierbarkeit „digitaler Kulturen“ stellt der Workshop nicht im Sinne pessimistischer Kulturkritik, sondern als Frage nach der Auslotung von Grenzen der Digitalisierung und ihres Universalitätsanspruchs.
Die Reflexion der Rationalität und ihrer Grenzen als philosophischem Topos ist dabei ebenso relevant wie die Möglichkeiten einer Reflexion des Digitalen in ästhetischen Praktiken, die sich mit dem Nicht-Wahrnehmbaren des Prozessierens von Daten ebenso auseinandersetzen wie mit künstlicher Intelligenz. Als komputierbare Prozesse fordern „Reflexion“, „Intelligenz“, „Kreativität“ oder „Performanz“ schließlich zu einer Revision jenseits des algorithmischen Denkens auf.
DONNERSTAG, 2.Mai
13:15 – 13:45
Dieter Mersch, Katerina Krtilova, Michael Mayer
Begrüßung und Einführung
13:45 – 14:30
Sigrid Weigel
Der Code als buckliger Zwerg im Dienste des ‚affective Computing‘: zur Logik von emotion detection-Programmen.
KAFFEEPAUSE
14:45 – 15:30
Irina Raskin
Maschinisches Gefüge Denken
15:30 – 16:15
Karlheinz Lüdeking
Beantwortung der Frage, warum Kunstproduktion nicht programmierbar ist
KAFFEEPAUSE
16:45 – 17:30
Jasmin Pfeiffer
Konstruktionen von Wirklichkeit: Algorithmen als performative Akte
17:30 – 18:15
Ole Kliemann
Ontogenetische Algorithmen, Repräsentationalismus und Kognition
KAFFEEPAUSE
18:30 – 19:15
Moritz Wehrmann
Sahne vs. Meerrettich – algorithmische Geschmacklosigkeit und Kostproben eigener künstlerischer Interventionen
ABENDESSEN
FREITAG, 3. Mai
9:30 – 10:15
Astrid Deuber-Mankowsky
„Für eine Maschine gibt es kein echtes Virtuelles“ – Zeit und Technik nach Simondon mit einem Ausblick auf Felwine Sarr’s „Afrotopia“
10:15 – 11:00
Reinhold Görling
Die Millisekunden der Algorithmen und das extensive Kontinuum des Ästhetischen
KAFFEEPAUSE
11:30 – 12:15
Jakob Claus und Richard Groß
Algorithmische Rationalität und die Möglichkeiten ihrer Kritik. Zu einigen Implikationen der „kybernetischen Hypothese“
12:15 – 13:00
Bastian Weiß
Hermeneutik und maschinelles Lernen. Zur rationalen (Un-) Zähmbarkeit von Textdeutung
MITTAGSPAUSE
14:00 – 14:45
Andreas Beinsteiner
Algorithmizität als operationalisierte Metaphysik
14:45 – 15:30
Christine Blättler
Politische Technologie und Einsatzpunkte der Kritik
KAFFEEPAUSE
15:45 – 16:30
Ulrich Richtmeyer
Eine Kritik der algorithmischen Rationalität aus dem Geiste der digitalen Bricolage
16.30 – 17.15
Baruch Gottlieb
McLuhan’s and Flusser’s re-socratic apocalypse, and the role of the arts in the electronic age
Kontakt: Katerina.Krtilova@nullzhdk.ch