DGÄ

Zwölf Bilder – Sechs Theorien

Kolloquium

Sprengel Museum Hannover

28.03.1998 bis 29.03.1998

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Zwölf Bilder – Sechs Theorien.
Kolloquium vom 28. bis zum 29. März 1998 im Sprengel-Museum, Hannover

Kunst als Musterbeispiel und Grenzfall philosophischer Bildbegriffe

Ein Kolloquium der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik
in Zusammenarbeit mit dem Sprengel-Museum, Hannover

Konzeption
Die Frage, ob ein Gegenstand ein Bild ist, und die Frage, ob ein Gegenstand ein Kunstwerk ist, haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun: Kunstwerke müssen keine Bilder sein und die allermeisten Bilder werden nicht als Kunst betrachtet. So gesehen scheint es kontingent zu sein, daß manche Kunstwerke Bilder und manche Bilder Kunstwerke sind. Doch dies ist nicht der Fall. Bei einer Vielzahl von Kunstwerken darf man davon ausgehen, daß sie mit der Absicht hergestellt wurden, mit den Mitteln des Bildes die Frage, was ein Bild ist und was ein Bild sein kann, zu reflektieren. Das Anliegen derartiger Kunstwerke ist ein dezidiert theoretisches, im engen Sinne ästhetisches. Angesichts dieser Hinwendung mancher Kunstwerke zur Bildtheorie verwundert es umgekehrt auch nicht, das Bildtheorien in besonderem Maße auf Kunstwerke zurückgreifen, wenn sie ihre Thesen mit Beispielen belegen sollen. Gerade in der Kunst finden sich Bilder, die philosophischen Bildtheorien entgegenkommen, weil sie selbst aus dem Geist einer Philosophie entstanden sind.

Das Kolloquium verfolgt eine doppelte Zielsetzung: Sowohl die implizite Affinität einer Bildtheorie für Bilder eines speziellen Typs als auch die gleichermaßen impliziten Schwierigkeiten einer Bildtheorie, bestimmte Phänomene noch als Bilder zu verstehen, sollen offengelegt werden. Für diesen Zweck wurden sechs Bildtheoretiker angesprochen, sich aus dem Bestand des Sprengel-Museums jeweils zwei Kunstwerke auszusuchen, von denen sie das eine als Musterbeispiel und das andere als Grenzfall für ihren Bildbegriff ansehen. Anhand kurzer Statements vor dem Original werden zuerst die Kunstwerke vorgestellt, in denen die Theoretiker ihre Bildvorstellungen ‚vorbildlich‘ exemplifiziert sehen. In einem zweiten Schritt werden die Kunstwerke kommentiert, die aus der Sicht der jeweiligen Bildtheorie einen ambivalenten Status besitzen, weil man die Frage, ob diese Objekte Bilder sind, nur schwer, gar nicht oder entgegen der üblichen Ansicht beantworten kann.

Programm

Samstag, den 28. März 1998

Kunst als MUSTERBEISPIEL einer Bildtheorie
13.30 – 14.45 Uhr:
Oliver R. Scholz über Nord-östlich von Paul Klee, 1938
Martin Seel über Abstraktes Bild von Gerhard Richter, 1992
15.15 – 16.30 Uhr:
Karlheinz Lüdeking über Kegelbild (Merzbild 46a) von Kurt Schwitters, 1921
Lambert Wiesing über like an old master (Merz 42) von Kurt Schwitters, 1942
17.00 – 18.15 Uhr:
Klaus Sachs Hombach über Luciano und Cornelia von Franz Gertsch, 1974
Axel Müller über La strada entra nella casa von Umberto Boccioni, 1911

Sonntag, den 29. März 1998

Kunst als GRENZFALL einer Bildtheorie
10.00 – 11.15 Uhr:
Klaus Sachs-Hombach über Concetto spaziale von Lucio fontana, um 1963
Oliver R. Scholz über Man Running/Men Carrying Box von John Baldessari, 1988-90
11.30 – 12.45 Uhr:
Martin Seel über Titled (Art as Idea as Idea) von Joseph Kosuth, 1967
Lanbert Wiesing über Blau von Timm Ulrichs, 1969/75
14.00 – 15.15 Uhr:
Axel Müller über Space Division „Slow Dissolve“ von James Turrell, 1983
Karlheinz Lüdeking über Untitled von Donald Judd, 1989